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VW verlangt mehr als 1 Mrd. € von Winterkorn im Abgasskandal

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26. April 2021

Volkswagen hat von seinem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn mehr als 1 Milliarde Euro Schadensersatz verlangt. Hintergrund ist der 2015 bekannt gewordene VW-Dieselskandal. Da der Abgasskandal VW bisher wesentlich mehr Geld gekostet hat, stellt sich die Frage, warum die Forderung so niedrig ausfällt.

Zum einen dürfte schlicht nicht so viel zu holen sein. Martin Winterkorn ist zwar nicht gerade arm, aber sein persönliches Vermögen dürfte eher in Millionen zu beziffern sein, nicht in Milliarden. Am Meisten dürfte daher bei der „D&O-Versicherung“ zu holen sein, bei der Winterkorn gegen fahrlässige Management-Fehler versichert war. Hier beträgt die Versicherungssumme angeblich 500 Mio. €. Es macht daher wenig Sinn, die Forderung (und damit die Streitwerte bei abzusehenden Gerichtsverfahren) wesentlich höher anzusetzen.

Zum anderen muss VW eine Schadensersatzforderung konstruieren, die auf Fahrlässigkeit beruht. Denn wenn VW behaupten würde, Winterkorn hätte vorsätzlich den Abgasskandal verursacht und gedeckt, wäre das ein Eigentor: Die Versicherung zahlt nur bei Fahrlässigkeit, nicht bei Vorsatz. Außerdem würde vorsätzlicher Betrug Schadensersatzforderungen von betrogenen Kunden deutlich vereinfachen: Laut einem BGH-Urteil ist vorsätzlich rechtswidriges Handeln Voraussetzung für eine „sittenwidrige Schädigung“ und damit für Schadensersatz.

Der Vorwurf gegen Winterkorn lautet daher: Der Vorstandsvorsitzende hat es im Sommer 2015 fahrlässig versäumt, sofort für Aufklärung zu sorgen als ihm die Vorwürfe der amerikanischen Behörden bekannt wurden. Durch die Verzögerung wurden weiter manipulierte Autos verkauft (für die VW Schadensersatz zahlen muss) und auch die Strafen der Behörden erhöhten sich.

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