Im zweiten Teil unserer Mediations-FAQ (hier geht es zu Teil 1) beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Mediation vor allem bei einer Scheidung mit Kindern helfen kann und wie ein professioneller Mediator in so einem Fall vorgeht.
Frage: Wie können Mediatoren grundsätzlich bei einer Scheidung helfen?
Antwort: Da gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Manchmal machen die Eheleute in der Trennungsphase die Erfahrung, dass sie selbst nicht in der Lage sind, ihre Konflikte miteinander zu klären, weil die Kommunikation zwischen beiden massiv gestört ist. Da kann es von Vorteil sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manchmal wird eine Mediation auch von den beauftragten Anwälten empfohlen oder vom Jugendamt, in manchen Fällen sogar vom Familiengericht.
Frage: Welche Vorteile bietet es, einen Mediator bei einer Scheidung zu konsultieren? Zum Beispiel im Gegensatz zum Familiengericht?
Antwort: Das Familiengericht entscheidet durch den Richter auf der Grundlage der eingereichten Schriftsätze. Jeder Anwalt ist ein einseitiger Interessenvertreter und versucht, juristisch „das Beste“ für den eigenen Mandanten herauszuholen. Das muss aber nicht zwingend das Beste für den Klienten als Mensch sein. Die Mediation hilft den Parteien, selbst Lösungen für ihre Konflikte zu entwickeln. Diese sind dann tragfähiger und individueller als eine Entscheidung einer fremden Person. In der Mediation sprechen die Eheleute miteinander und entscheiden für sich selbst, der Familienrichter spricht Recht über die Parteien.
Frage: Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Ein Ehepaar lässt sich scheiden und hat zwei minderjährige Kinder. Der Vater fordert, dass sie die Hälfte der Zeit bei ihm verbringen, die Mutter lehnt das ab. Wie kommt ein Mediator da ins Spiel?
Antwort: Da gibt es viele Möglichkeiten. Der Vater hat die Idee zur Mediation bei der Scheidung, weil er hofft, dass sie ihm Zeit und Raum gibt, bei der Mutter Verständnis für seinen Wunsch zu wecken. Oder die Mutter glaubt, dem Vater so ihre Sorge um die Kinder und die Gründe für die Verweigerung verständlich machen zu können. Es kann aber auch sein, dass die Kinder sich selbst melden, um ihren Eltern verständlich zu machen, dass sich sie nicht zwischen ihren Elternteilen entscheiden können – und wollen.
Frage: Wie kommen Eltern bei einer Scheidung denn überhaupt in diese Lage? Warum werden aus Partnern so schnell erbitterte Gegner?
Antwort: Eine Scheidung ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Man fühlt sich schnell als Verlierer, überrannt und überrollt. Selbst wenn die Ehepartner objektiv nichts zu verlieren haben, sind sie irrationalen Ängsten ausgesetzt und bauen Blockaden auf.
Frage: Sind die Eheleute bei einer Scheidung in einer solchen Situation überhaupt noch in der Lage zu erkennen, was gut für sie ist?
Antwort: Durch diese Blockaden haben sie sich tatsächlich oft so verrannt, dass sie keine rationalen Entscheidungen mehr treffen können.
Frage: Und dann kommen bei einer Scheidung auch noch Kinder dazu. Wie verändert das die Situation?
Antwort: Das macht die Trennung noch komplizierter. Oft erhofft sich mindestens einer der Partner die Kinder als Verbündete. Beide Partner haben Angst, die Kinder zu verlieren.
Frage: Welche Auswirkungen hat das auf die Kinder? Befinden Sie sich bei einer Scheidung in einem Loyalitätskonflikt, weil sie es beiden Eltern recht machen wollen?
Antwort: In der Tat ist es so, dass Kinder die Scheidung der Eltern nicht begreifen können, oft leiden sie an den Auswirkungen der Streitigkeiten zwischen den Eltern. Kinder wünschen sich Klarheit und sie wollen sich intuitiv aus den Streitigkeiten der Erwachsenen heraushalten.
Frage: Trotzdem werden sie bei einer Scheidung oft als Druckmittel benutzt oder manipuliert. Wie kommt man da heraus?
Antwort: Oft bemerken die Eltern diese Manipulationen der Kinder überhaupt nicht. Die Mediation in der Scheidung ist dann erfolgreich, wenn es gelingt, dass die Eltern das erkennen. Dann sind sie auch in der Lage, etwas zu verändern.
Frage: Wie geraten Eltern denn überhaupt in diesen emotionalen Strudel?
Antwort: Bei Erwachsenen ist es häufig die Angst vor der ungewissen und in der akuten Trennungssituation schlecht planbaren Zukunft. Wenn es um die Kinder bei der Scheidung geht, haben Eltern häufig Verlustängste. Für wen von uns beiden wird sich unser Kind entscheiden? Kann ich den Kontakt halten? Kann ich die Erziehung und Entwicklung meines Kindes auch in Zukunft beeinflussen? Kann ich mit dem anderen Elternteil überhaupt noch kommunizieren, was doch Voraussetzung dafür ist, gemeinsam Verantwortung für die Kinder zu übernehmen?
Frage: Wie kann ein Mediator diesen Konflikt lösen?
Antwort: In der Mediation arbeitet man die Trennung von Paar- und Kindesebene heraus. Das hilft den Parteien, eigene Lösungen für die jeweiligen Bereiche zu finden. „Das Beste“ für die Kinder ist individuell verschieden. Wichtig ist die Erkenntnis, dass Kinder niemandem „gehören“ und eigene Persönlichkeiten sind, die respektiert werden müssen.
Frage: Gibt es Grenzen, wann ein Mediator bei einer Scheidung mit Kind an seine Grenzen kommt?
Antwort: Das ist schwer vorstellbar. Solange die Konfliktparteien sich noch freiwillig auf eine Mediation einlassen und unter fachlicher Begleitung miteinander kommunizieren, kann jederzeit ein neuer Lernprozess in Gang gesetzt werden. Die Mediation stellt eine Vielzahl von Werkzeugen zur Unterstützung der Kommunikation zur Verfügung. Eines gilt dabei aber immer: Stressvermeidung ist oberstes Gebot.
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