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Golf VII im Diesel-Abgasskandal

VW Golf 7: Dank illegaler Thermofenster kann man teilweise noch ein Nachfolgemodell bekommen.
25. März 2022

Zusammenfassung

  • Auch der VW Golf 7 ist bis Baujahr 2020 in den Diesel-Abgasskandal verwickelt.
  • Der Dieselmotor EA 288 setzt Thermofenster und weitere Abschalteinrichtungen ein.
  • Betroffene haben ein Recht auf Schadensersatz, auf Rückabwicklung oder teilweise auf die Lieferung eines neuen Golf 8.

Der ursprüngliche VW-Abgasskandal drehte sich um den Diesel-Motor EA 189, der unter anderem im Golf VI eingesetzt wurde. Aber auch beim Nachfolger Golf VII, der den EA 288-Dieselmotor verwendet, wurden illegale Abschalteinrichtungen gefunden. Den Besitzern der betroffenen Fahrzeuge drohen damit Mehrverbrauch, Leistungseinbußen und Schäden durch Software-Updates, Wertverlust, Diesel-Fahrverbote und schlimmstenfalls die Stilllegung. RECHTECHECK erklärt:

Warum der Golf 7 in den Abgasskandal verwickelt ist.
Was Golf 7-Besitzern zusteht.

Warum der Golf 7 in den Abgasskandal verwickelt ist

Weitgehend unbestritten ist, dass der im Golf 7 eingesetzte Dieselmotor EA 288 Thermofenster einsetzt. Das bedeutet: Die Abgasreinigung funktioniert nur in einem engen Temperaturbereich richtig – insbesondere unter Prüfstandsbedingungen. Bei anderen Temperaturen, die in Europa durchaus häufig vorkommen, werden dagegen Abgasrückführung und AdBlue-Einspritzung reduziert.

In einem EuGH-Urteil wurden auch solche Abschalteinrichtungen für illegal erklärt. Damit drohen mittelfristig auch beim Golf 7 verpflichtende Software-Updates oder Nachrüstungen. Der BGH stellte zwar im Juli 2021 fest, dass solche Thermofenster allein noch keine „sittenwidrige Schädigung“ begründen, einen Sachmangel dürften sie aber darstellen. Letzteres ist zumindest die Meinung des OLG Nürnberg.

Darüber hinaus gibt es auch Hinweise, dass Volkswagen beim EA 288-Motor weitere Abschalteinrichtungen verwendet hat. Diese verfügen über eine sehr konkrete Prüfstandserkennung und führen dazu, dass die Abgaswerte nur unter Testbedingungen optimiert werden. Allerdings scheint Volkswagen diese Abschalteinrichtungen nach Bekanntwerden des Abgasskandals irgendwann entfernt zu haben, sodass nicht alle Golf 7 darüber verfügen.

Aufgrund der schlechten Abgaswerte im realen Straßenbetrieb hat VW für den Golf 7 bereits einen freiwilligen Rückruf durchgeführt. Unter dem Aktionscode 23AV wird ein Software-Update durchgeführt, das den Stickoxid-Ausstoß reduzieren soll. Mit einem weiteren Update (Aktionscode 23X4) sollte angeblich die Lebensdauer des SCR-Kats verbessert werden.

In beiden Fällen vermuten Verbraucherschutz-Anwälte eher die Verschleierung (und nachträgliche Entfernung) von Abschalteinrichtungen. Grundsätzlich können solche Rückrufe später zu Schäden führen, da sie zu einer verstärkten Belastung der Bauteile zur Abgasreinigung bzw. -vermeidung führen. Beispielsweise drohen Defekte am AGR-Ventil, wenn die Abgasrückführung nicht die meiste Zeit deaktiviert ist. Außerdem droht ein Mehrverbrauch von Diesel und/oder AdBlue.

Schadensersatz, Rückabwicklung oder Nachlieferung beim Golf VII

Ob und wie Besitzer eines Golf 7 entschädigt werden, hängt davon ab, welche Variante sie besitzen und wann und von wem sie ihren Diesel gekauft haben:

Wenn bei dem Fahrzeug eine Prüfstandserkennung nachgewiesen werden kann, die die Abgasreinigung beeinflusst, liegt eine „sittenwidrige Schädigung“ vor. Dann haben die Besitzer – unabhängig davon, wann und von wem sie gekauft haben – einen Anspruch auf Schadensersatz vom Hersteller.

Das kann entweder durch eine einmalige, pauschale Entschädigung geschehen oder durch Rückabwicklung des Kaufs. Die pauschale Entschädigung betrug bei Urteilen und Vergleichen im Abgasskandal bisher meist 15 bis 20 % des Kaufpreises.

Bei der Rückabwicklung bekommt der Kunde für seinen Golf 7 den Kaufpreis abzüglich einer Nutzungsentschädigung. Diese Ansprüche verjähren nach 3 Jahren zum Jahresende, gerechnet ab der Kenntnis über die illegalen Abschalteinrichtungen, spätestens aber 10 Jahre nach dem Kauf.

Kann bei einem Golf 7 „nur“ ein Thermofenster nachgewiesen werden, handelt es sich laut BGH nicht um eine sittenwidrige Schädigung. (Dafür müsste man VW zusätzlich nachweisen, dass sie absichtlich etwas Illegales gemacht haben.) Allerdings ist ein Fahrzeug mit einem Thermofenster trotzdem mangelhaft.

Für die Sachmängelhaftung muss der Händler geradestehen, der das Auto verkauft hat. Das gilt allerdings nur während der Gewährleistung, also ab Kauf 2 Jahre bei Neuwagen und 1 Jahr bei Gebrauchtwagen. In dem Fall hat man folgende Ansprüche gegenüber dem Händler:

  • Nachträgliche Kaufpreisminderung. Auch hier dürften 15 bis 20 % des Preises möglich sein.
  • Rückabwicklung des Kaufs unter Anrechnung einer Nutzungsentschädigung.
  • Bei Neuwagen: Nachlieferung eines mangelfreien Neufahrzeugs. Beim Golf 7 wäre das ein neuer Golf 8.

Bei finanzierten Golf 7 kann man sein Fahrzeug teilweise auch über den Widerruf des Autokredits loswerden.

Autor

Robert hat als Diplomkaufmann und Wirtschaftsingenieur nicht nur die besten Voraussetzungen dafür, den reibungslosen Ablauf der Webseite sicherzustellen, sondern auch den perfekten Background, um vor allem komplexe Wirtschafts-Themen nutzerfreundlich und nachvollziehbar aufzubereiten. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Abgasskandal, Geldanlage, Kreditrecht, Flugrecht und Versicherung. Nach seinem Ausscheiden bei RECHTECHECK wechselte Robert zur Nürnberger Werbeagentur BESONDERS SEIN.

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